Teil IV: Weltliteratur und Okzidentalismus
Während der Kolonisierung der Welt durch
die europäischen Nationen errang die europäische Literatur paradigmatischen
Charakter. So wurden zur Weltliteratur fast ausschließlich die großen Autoren
und Werke der europäischen Kultur gezählt. Diese Sicht auf die Literaturen der
Welt wirkt noch bis heute. Dieser Okzidentalismus kann als ein Ethnozentrismus
verstanden werden, der westliche Werte als universal postuliert und andere
Kulturen abwertet. Dementsprechend wird der Kanon der Weltliteratur vom
europäischen Zentrum aus festgelegt. Denn was nicht in eine europäische Sprache
übersetzt wird, hat keine Chance als Weltliteratur anerkannt zu werden.
Und sieht man sich unter
weltliterarischen Werken einmal um, so stellt man tatsächlich fest, dass mit dem
Stichwort „Weltliteratur“ häufig US-amerikanische oder europäische Literatur
gemeint ist. Seit dem Jahr 2009 wird deshalb von der Stiftung Elementarteilchen
und dem Haus der Kulturen der Welt jährlich der Internationale Literaturpreis
für herausragende fremdsprachige Titel internationaler Gegenwartsliteraturen
und seine deutsche Erstübersetzung vergeben. Damit soll die eingeschränkte Wahrnehmung
auf die Literatur erweitert und der Blick auch auf Asien, Afrika oder
Lateinamerika gelenkt werden. Mehr Informationen zum internationalen
Literaturpreis erfahrt ihr HIER.
Als ein Vorreiter in dieser Unternehmung kann der Unionsverlag und sein Gründer Lucien Leitess gesehen werden. Sein Ziel war es in den 1980er Jahren, „eine Art demokratischer Republik der Weltliteratur“ zu schaffen, „ohne Ansehen der Herkunft und Sprache, des Stils“. Leitess hatte das Ziel, die großen zeitgenössischen Autoren aus aller Welt gleichberechtigt nebeneinanderzustellen. Wie sicher er in dem war, was er damals tat, zeigte sich, als er Mitte der 1980er Jahre die erste deutsche Übersetzung des ägyptischen Schriftstellers Nagib Machfus verlegte, woraufhin dieser im Jahr 1988 für seine Kairo-Romane mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Damit ist Machfus der erste und bis jetzt auch einzige Autor arabischer Sprache mit Literaturnobelpreis.
Als ein Vorreiter in dieser Unternehmung kann der Unionsverlag und sein Gründer Lucien Leitess gesehen werden. Sein Ziel war es in den 1980er Jahren, „eine Art demokratischer Republik der Weltliteratur“ zu schaffen, „ohne Ansehen der Herkunft und Sprache, des Stils“. Leitess hatte das Ziel, die großen zeitgenössischen Autoren aus aller Welt gleichberechtigt nebeneinanderzustellen. Wie sicher er in dem war, was er damals tat, zeigte sich, als er Mitte der 1980er Jahre die erste deutsche Übersetzung des ägyptischen Schriftstellers Nagib Machfus verlegte, woraufhin dieser im Jahr 1988 für seine Kairo-Romane mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Damit ist Machfus der erste und bis jetzt auch einzige Autor arabischer Sprache mit Literaturnobelpreis.
Machfus ist ein positives Beispiel
dafür, was Literaturpreise bewirken können. Während der Unionsverlag vor der
Preisverleihung an Machfus innerhalb von drei Jahren lediglich 300 Romane von ihm verkaufen konnte, wurden noch am Tag der Nobelpreisbekanntgabe
30.000 Exemplare seiner Romane angefordert. Mit der Preisverleihung hatte sich
der literarische Interessenhorizont der europäischen Leser scheinbar verschoben.
Welche von der gängigen Literatur abweichenden Werke habt ihr schon mal gelesen? Kennt ihr chinesische, brasilianische etc. Werke, die kaum bekannt sind, die man aber unbedingt mal gelesen haben sollte? Könnt ihr vielleicht sogar Romane empfehlen, über die ich berichten soll? Ich bin gespannt…
Ich habe auf meiner Vietnamreise die Gedichte von Nguyễn Du kennenlernen dürfen :)
AntwortenLöschenIn Deutschland gibt es, glaube ich, seinen Epos unter dem Titel "Das Mädchen Kiều" zu kaufen. Ich fand es auf jeden Fall spannend - seine Werke gehören in Vietnam zur Schullektüre - eigentlich kennt sie dort jeder :)
Du schreibst wirklich sehr schön !
AntwortenLöschenhttp://page7hundred.blogspot.de/