…eine neue Art des Erzählens
© Incubus Verlag, Dennis Stephan
Der Jungautor Dennis Stephan legte im
Herbst 2013 mit Der Klub der Ungeliebten
sein literarisches Debüt vor. Der 24-Jährige wurde in Berlin geboren,
studierte Journalistik und arbeitet seit August 2012 als freier Mitarbeiter für
das Männermagazin VANGARDIST.
In seinem Roman Der Klub der
Ungeliebten dreht sich alles um Adam und Coralie. Adam und Coralie sind ein eingespieltes Team. Treibend in der
Großstadt, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, gejagt von innerer und
äußerer Einsamkeit, betört von der Frage, was es mit der Liebe auf sich hat.
Während Coralie der Liebe ausweicht und der Zudringlichkeit ihres Freunds mit
Zynismus begegnet, verstrickt ihr Cousin Adam sich in den Träumereien von einem
Fremden, von dem er nicht einmal den Namen kennt. Ihr Klub der Ungeliebten wird
von Madame Porzellan, einer alternden Dame mit großer Zärtlichkeit für Puppen
und verblassende Erinnerungen, vervollständigt.
Interessant ist, auf welche Weise der
Leser am Geschehen teilnehmen darf: Das Buch ist in sieben Kapitel eingeteilt,
die mit Namen wie „Mädchen, Jungen, Porzellanfrauen“, „Sturm“ oder „Über
die Liebe“ aufwarten. Innerhalb der Kapitel hat der Leser es stets mit einem
Ich-Erzähler zu tun, allerdings mit einem wechselnden. Denn während einige
Abschnitte aus der Sicht von Coralie geschildert werden, sind andere durch Adams
Augen erzählt. Der wechselnde Ich-Erzähler wird durch die Nennung dessen vor
einem jeden Abschnitt sichtbar. Dieses Vorgehen birgt zwar einiges an
Potential, da die Geschichte somit aus den verschiedensten Blickwinkeln
beleuchtet werden kann, doch es bringt auch die Gefahr mit sich, dass
der Leser im Durcheinander untergeht. Leider ist es dem Autor in meinen Augen
nicht vollends gelungen, auch anhand der Sprache und Wortwahl den Erzählerwechsel
aufzuzeigen. Die Figuren Adam und Coralie sprechen und denken in ähnlichen
Phrasen, Satzstrukturen und semantischen Bildern. Während der Erzählerwechsel
mich zu Beginn verwirrte, gewöhnt man sich beim Lesen aber allmählich daran.
Weiterhin werden im Roman Szenen aus
Gegenwart und Vergangenheit miteinander vermischt. Somit erhält der Leser immer
weitere Informationen, die das aktuell Geschehene besser ausleuchten.
Allerdings waren einige Rückblicke in meinen Augen zu lang, langatmig gefasst,
sodass der Blick auf das Aktuelle fast vollkommen abriss.
Obwohl mir die beiden
Ich-Erzähler Coralie und Adam nicht „verschieden“ genug waren, ist doch insgesamt die gelungene,
bildhafte Sprache des Autors hervorzuheben. Es gelingt ihm Bilder zu zeichnen
und über die Liebe zu sinnieren, ohne dabei auf bekannte, abgewetzte
Formulierungen zurückzugreifen. So zeichnet sich der Roman Der Klub der Ungeliebten durch eine wunderbar
poetische, teilweise melancholische Sprache aus. Sätze wie „Liebe ist nur dann greifbar, wenn du sie nah genug an dich ranlässt…“ bezaubern.
Insgesamt ein durchaus lesenswerter
Roman, mit dem ein Autor endlich mal wieder eine neue Art des Erzählens
aufzeigt… mehr davon! Trotz kleiner Mängel ist der Mut, eine neue erzählerische Idee
durchzusetzen, zu belohnen.
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