Eine Dystopie mit Potential

© Coco Sturmbrust
Debütromane sind
spannend – für den Leser und für den Autor allemal! Mancher Leser fragt sich:
Finde ich einen neuen Lieblingsautor? Sagt mir der Schreibstil des Autors zu?
Finde ich endlich eine Geschichte, die mich so richtig fesseln kann? Für den
Autor ist ein Debütroman nicht weniger aufreibend: Wie wird die Welt auf meinen
Roman reagieren? Wie wird meine Geschichte bei den Lesern ankommen? Kann ich
Menschen mit meiner Sprache in den Bann ziehen?
Die 1985 geborene
Autorin Coco Sturmbrust fand erst auf Umwegen zu ihrer Leidenschaft: dem
Schreiben. Mit Zwischenreich – Der Mond
ist so nah legt sie den ersten Teil ihres dystopischen Fantasy-Epos vor.
Als Erstes fiel mir das
tolle Cover des Romans auf, der im Selfpublishing erschienen ist. Gerade bei
Buchveröffentlichungen, die ohne einen Verlag auskommen und zu einhundert
Prozent den Autor hinter sich haben, ist dies keine Selbstverständlichkeit.
Coco Sturmbrust hat diesen Aspekt der Veröffentlichung und auch des Marketings
nicht auf die leichte Schulter genommen, was der Veröffentlichung in jedem Fall
zu Gute kommt!
In
dieser Welt gibt es drei Arten von Erdenbewohnern: Vampire, Menschen und
Zombies. An oberster Stelle stehen die Vampire, sie beherrschen die Welt. Die
Vampire haben ihre Handlanger, ihre menschlichen Hilfskräfte, die gemeinsam mit
ihnen unterdrücken, auspressen und zerschlagen. Der Biss eines Vampirs
verwandelt Menschen in Zombies. Das ist Shylas Welt. Als sie ein Kind war,
wurde auch ihre Schwester geraubt und vergiftet. Shyla hasst die Ordnung der
Welt, ihrer Welt, sie hasst die Vampire, sie will deren Herrschaft beenden.
Doch noch fehlt ihr die Kraft, sie ist nur ein Mensch. Bis sie eines Tages
einem Vampir begegnet, der sich wie sie außerhalb der Ordnung bewegt. Dieser
Vampir verändert ihre Welt.
Der Roman Zwischenreich wird von einer düsteren
und bedrückenden Stimmung getragen, eben jener, die eine Dystopie ausmacht. In
meinen Augen muss man kein Fan dieses Genres von fantastischer Literatur sein,
um der Hauptfigur Shyla bis auf die letzte Roman-Seite zu folgen. Das düstere
wirkt zwar präsent, doch ist es nicht vorherrschend. Dank einer detaillierten
Figurenausarbeitung fiebert man an jeder Stelle mit Shyla, die auf der Suche
nach der „Auflösung allen Grauens“ in ihrer Welt ist.
Interessant war für
mich die sprachliche Umsetzung der Geschichte. Die Autorin vollzieht einen
ständigen Wechsel zwischen einem personalen Erzähler und der Ich-Erzählerin
Shyla. Dies läuft zwar an einigen Stellen Gefahr, dass der Lesefluss doch etwas
holprig daher kommt, andererseits kann man als Leser nur dadurch auf eine
tiefgründige Art und Weise in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten
eintauchen.
Als nachteilig empfand
ich im Roman Zwischenreich die vorgenommene
Aufteilung. Ein Leser weiß bei einem neuen Roman inhaltlich nie, was ihn erwartet.
Einziger Anhaltspunkt sind Kapitel, ihre Titel und ihre Länge. Grob ist der
Roman in vier Bücher eingeteilt. Diese
sind zum einen mit insgesamt 49 Kapiteln bestückt, was in meinen Augen zu viel
des Guten ist, zum anderen störten mich zu stark abweichende Kapitellängen. Von
lediglich einer Seite bis etwa neun Seiten ist alles dabei. Obwohl die
Kapiteltitel teils poetisch daher kommen („Der goldene Schnitt der Welt“ oder „Ein
Augenaufschlag nur, und alles ist entschieden“), wirken Beiwerke wie Kapitel 9/1,
9/2, 9/3 etc. irritierend.
Insgesamt legt Coco
Sturmbrust einen soliden, aber doch ausbaufähigen Debütroman vor. Der Roman
profitiert von seinem professionellen Cover und tiefgründigen Charakteren.
Einzig der Romanaufbau und die teils holprige Sprache dämmten bei mir das
fließende Lesevergnügen ein.
Wie ist es mit euch: Lest ihr Dystopien?
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